Rechtliches

Donnerstag, 20. Juli 2017

Heldentod von Peter David - kann es was?

Seven und Picard in Schwierigkeiten.



Borg – allein dieser Name sorgt selbst bei gestandenen Sternenflottenoffizieren für ein unwillkürliches Schaudern. Wir reden hier von einer Rasse, die bei Wolf 359 durch eine Flotte von 40 Föderationsraumschiffen durchrasten, 99 Prozent dieser Armada vernichteten, Personen assimilierten und weiter zur Erde flogen, ohne großartig anzuhalten und auszusteigen. Und all dies bewerkstelligte ein einzelner Kubus. Im Laufe der Jahre haben schon viele Versuche stattgefunden, die Erde zu assimilieren. Zunächst einmal in der Folge „In den Händen der Borg / Angriffsziel Erde“, in der die Schlacht bei Wolf 359 stattfand, dann im Film „Der erste Kontakt“, in dem die Schlacht bei Sektor 001, dem Erdsektor, nicht ganz so vernichtend ausfiel, aber immer noch verheerend genug und in dem selbst das eigens für diesen Zweck konzipierte Schlachtschiff USS Defiant, Registriernummer NX-74205, an seine Grenzen stieß. Im Buch Widerstand streckten die Borg wieder ihre Finger nach der Föderation aus. Jedes Mal konnten sie zurückgeschlagen werden – bis jetzt.




Eine kleine Exkursion

Bevor wir weiter machen: Kennt jemand typische Katastrophenfilme? Diese sind doch recht formelhaft aufgebaut. Wir haben eine Person, die herausgefunden hat, dass in Bälde etwas Furchtbares passiert. Das kann ein Vulkanausbruch sein, das mag die Invasion von Außerirdischen sein oder – wie in dem Fall des Films „Swarmed“ – eine mutierte deutsche Wespe, die mit ihren Angriffspheromonen andere Wespen anzieht, auf dass sie gemeinsam Amok laufen können und die Menschen töten. Dann haben wir eine Person, die entweder den Posten des „Bedenkenträgers“ hat oder dem Experten kein Wort glaubt. Als Beispiel dient dort der von dem großartigen, leider inzwischen verstorbenen Martin Landau gespielte „Major General Adlon“ im nicht minder großartigen, dafür von Kritikern deutlich abgestraften Film „Meteor“, der auf „Rotten Tomatoes“ ‚respektable‘ 5 Prozent auf dem Tomatometer einfährt, von einer Person als „fresh“, von 19 Personen als „rotten“ bewertet wird und einen Audience Score von 13 % erhält. Und dennoch ist der Film gut, ich kann ihn nur empfehlen. Aber wir haben ja schon gestern festgehalten, dass alles eine Frage des Geschmacks ist. Bekannt sind „Bedenkenträger“ meistens durch einen Satz aus der Kategorie:
  1. „Das können Sie doch gar nicht beurteilen.“
  2. „Haben Sie sich über die Konsequenzen Ihrer Handlungen Gedanken gemacht?“
  3. „Wenn Sie jetzt Alarm schlagen – und es war nichts – dann gehen uns Einnahmen im Wert von ganz schön vielen Dollars verloren.“
  4. oder
  5. „Unsere Experten haben das gegengerechnet – die Chance, dass etwas schief gehen kann, ist relativ gering. Entspannen Sie sich.“

Meistens ist der „Bedenkenträger“ noch mit einem Charakter aus dem Rollenprofil des „Schmierigen Geschäftsmannes“ im Bunde, der dann nicht nur Sätze wie die obigen sagt, sondern auch droht, das, sollte der Experte dennoch fortfahren wollen, er schon dafür sorgen würde, dass der Experte dafür bezahlt. Und natürlich haben wir Opfer. Mitunter sehr, sehr viele Opfer, die hätten vermieden werden können, schenkte man dem Experten Gehör.




Was hat dies mit „Heldentod“ zu tun?

Das vorliegende Buch „Heldentod“ des US-Amerikanischen Autors Peter David ist ein Star Trek gewordener Katastrophenfilm.





Dramatis personae

Und „dramatis“ trifft deutlich zu, denn hier wird es dramatisch. Von den Hauptfiguren eines Star Trek – The Next Generation – Romans abgesehen, treten noch zwei Figuren aus der Serie Star Trek – Voyager – auf.
Einmal Admiral Kathryn Elizabeth Janeway





und einmal Seven of Nine





Erstere war die Kommandantin der USS Voyager




Dieses Schiff wurde von einem Wesen namens „Caretaker“ oder auch „Fürsorger“ in den fernen Delta-Quadranten geschleudert und machte sich unter dem Kommando von Captain Janeway zurück in den Alpha-Quadranten. In Staffel 4 der Serie schloss man kurzzeitig eine Allianz mit dem Borgkollektiv, weswegen eine einzelne Drohne als Sprecherin für das Hive-Bewusstsein ausgewählt wurde. Auftritt Seven of Nine, genannt „Seven of Nine, tertiäres Mitglied von Unimatrix Null eins“, „Seven of Nine“ oder auch seltener „Annika Hansen“, die durch das Eingreifen der Voyager-Crew vom Kollektiv getrennt wurde. Wie Leser und Zuschauer feststellen können und konnten, hatte Seven eigentlich überhaupt kein Interesse daran, ein Individuum zu sein, bezeichnete die auf sich selbst bezogene Lebensweise als „klein“, „schwach“, „winzig“ und lobte die Borg-Kultur in höchsten Tönen – was hinsichtlich des Faktes, dass sie in sehr jungen Jahren assimiliert wurde und daher keine andere Lebensart kannte, nicht großartig überraschen sollte. Doch im Laufe der kommenden drei Jahre auf der Voyager legte sie immer mehr von ihrer Borg-Persona ab und wurde peu à peu und sukzessive immer menschlicher. Einmal schloss sie sich sogar dem Kollektiv wieder an, nachdem die Borg-Königin gedroht hatte, die Voyager-Crew zu assimilieren. Und obwohl Janeway die Rolle ihrer Ersatzmutter einnahm – oder vielleicht gerade deswegen – gerieten die beiden Frauen immer wieder aneinander, da sich ihre Weltsichten mitunter diametral widersprachen. Wenn Ihr übrigens Kurzfassungen oder Reviews bezüglich einzelner Voyager – oder sonstiger Star Trek Episoden(oder Stargate, Doctor Who und vielem mehr) sehen wollt, gebe ich euch den Tipp, euch die Reviews von SFDebris anzuschauen und dort...












Okay, okay. Wo war ich stehengeblieben? Richtig.



Heldentod - das Buch

Was gibt es über das Buch zu sagen, das nicht in den Bereich der „Spoiler“ fallen würde? Das muss sich auch der Klappentext-Autor gedacht haben, denn er schafft es, die Inhaltsangabe interessant und dennoch fürchterlich generisch klingen zu lassen.
„Ein Gegner, der so unbeugsam ist, dass man mit ihm nicht vernünftig reden kann. Die gesamte Rasse denkt mit nur einem Verstand und strebt auf ein einziges Ziel hin: Sich unsere biologischen Besonderheiten anzueignen und jegliche Individualität auszulöschen, um jedes lebende Wesen zu Borg zu machen. In über zwei Jahrzehnten ist der Föderation keiner größeren Bedrohung begegnet. Zweimal entsandte die Sternenflotte bereits zahllose Raumschiffe, um sich ihnen entgegenzustemmen. Die Borg wurden aufgehalten, der Preis in Blut bezahlt. Die Menschheit atmete erleichtert auf und nahm an, dass sie nun sicher war. Mit der Zerstörung der Transwarpverbindungen glaubte die Föderation, den finalen Schlag gegen die Borg ausgeführt zu haben. An den Rand der Auslöschung getrieben, kämpfen die Borg nun um ihre bloße Existenz, um ihre Kultur. Die alten Regeln und Annahmen, wie das Kollektiv handeln sollte, gelten nicht mehr. Jetzt tötet es erst und assimiliert später. Doch ihr eigentlicher Plan ist noch viel größer. Die kybernetischen Organismen scheinen unaufhaltsam. Die Borg stellen ein Ultimatum: Sie fordern die Auslieferung von Jean-Luc Picard und Seven of Nine. Verzweifelt befiehlt das Oberkommando Picard, ins Sol-System zu fliegen, um sich den Borg zu ergeben. Doch er widersetzt sich dem Befehl. Er sieht eine letzte Chance ... „
Wunderbar, gleichzeitig so viel und gleichzeitig eigentlich überhaupt nichts über das Buch aussagen zu können. Da zöge ich meinen Hut, wenn ich einen trüge. Eines muss ich jedoch noch vorweg schicken, bevor wir uns tatsächlich an die Besprechung und somit auch an das Verraten möglicher Spoiler machen können: Janeway ist inzwischen Admiral, da sie es geschafft hatte, mit einem Minimum an Verlusten im Alphaquadranten aufzuschlagen, Seven ist auf der Erde geblieben und die Voyager, deren Abenteuer man in den Bänden des Voyager-Relaunches miterleben kann, ist gerade unterwegs. In Buch zwei des TNG-Relaunches tauchte ein Borgschiff im Alphaquadranten auf und wurde durch die Crew der Enterprise gestoppt, schwirrt da aber immer noch rum.



ACHTUNG, SPOILER

Wer das Buch bis jetzt noch nicht gelesen hat, sollte vielleicht die folgende Sektion nicht beachten. Für all jene, die sich den ersten, großen Geniestreich Peter Davids – oder besser gesagt: den ersten „What the Fuck“-Moment - entgehen lassen wollen: Janeway wird assimiliert und übernimmt die Rolle einer Borg-Königin. Anschließend übernimmt sie die Kontrolle über das Föderationsschiff, mit dem sie hergeflogen ist und fügt die Crew der Einstein ebenfalls dem Hive-Mind hinzu. Seven of Nine hat von dem Vorfall erfahren, Janeway sogar auf die Möglichkeit hingewiesen und versucht nun ihre Freundin und Mentorin zu retten. Währenddessen nähert sich die Einstein der Erde, assimiliert den Pluto und sorgt auf der Erde für eine ziemliche Panik. Da man keine Möglichkeit sieht, sich dem Kollektiv entgegenzustellen, beschließt die oberste Heeresleitung, verkörpert durch die Admirals Jellico und Nechayev, dass dem Borg-Ultimatum nachgegeben werden müsse und sich sowohl Seven of Nine, als auch Captain Picard den Maschinenmenschen zu stellen haben. Doch die Crew um Picard hat ein Ass im Ärmel – genauer gesagt, eine Idee. Vielleicht ließen sich die Borg mit einem Planetenkiller vernichten? Mit einer jener Maschinen hatte schon Captain James T. Kirk in der gleichnamigen Folge zu kämpfen.



Und obwohl er komplett alleine auf einem Constitution-Class Raumschiff rumturnte, konnte er den Kampfroboter natürlich besiegen. In Peter Davids Buch „Vendetta“ bemächtigt sich eine Frau eben jener „Maschine des Jüngsten Gerichts“ und will mit ihr die Borg eliminieren – und diesen Trick versucht nun auch Picard im Buch „Heldentod“. Allein – es funktioniert nicht so wie erwartet.



Spoiler durch – kann Heldentod was?

Diese Frage kann ich eindeutig bejahen. Es ist Peter David, von dem wir hier sprechen. Er hat nicht nur etliche Filmadaptionen und Comics geschrieben – aus seiner Feder stammen auch einige der exzellentesten Trek-Bücher aller Zeiten, beispielsweise
  • Imzadi 1 und 2
  • Vendetta
  • Heldentod (ach, sach Zeuch)
  • und
  • Eine Lektion in Liebe
Des Weiteren ist er der Autor der Star Trek New Frontier Reihe, in denen die Abenteuer der USS Excalibur und der Excalibur-A näher beleuchtet werden. Unter diesen Vorzeichen kann das Buch doch nicht anders, als großartig sein. Oder?



Heldentod – tödliche Langeweile oder tödliche Spannung?

Peter David ist ein großartiger Autor. Er schafft es, den Heldenbildern, die wir alle im Kopf haben, wenn wir Namen wie Picard, Riker und Troi hören, eine Menschlichkeit, einen in der Serie leider nicht immer präsent gezeigten Sinn für Humor und Alltagsprobleme anzudichten und sie durchaus aus der Gegenwart des Jahres, in dem das Buch in den USA veröffentlicht wurde (2007) in die Zukunft zu übertragen. So unterhalten sich die beiden Admirals Aylnna Nechayev und Edward Jellico an einer Stelle darüber, ob der Pluto nun als Planet oder doch nur als Zwergplanet gelten könne. Die einzige Kontroverse des Buches lässt sich in den Spoilern genauer nachlesen. Das Buch beinhaltet genau die richtige Mischung zwischen Ernst und Drama, sowie genügend Comedy-Momenten und wirklich großartigen Beschreibungen. Sicherlich könnte man nun festhalten, dass der Captain der Excalibur-A mal wieder auftaucht und könnte fragen, ob dies nötig wäre – oder die Frage stellen, ob es so klug ist, mit Captain Grim Vargo einen Han Solo ähnlichen Charakter einzuführen und ob man da nicht eventuell „den unmöglichen Captain Okona“ aus der gleichnamigen TNG-Episode hätte verwenden können, Und man könnte kritisch anmerken, dass die Flapsigkeit, die Seven an einigen Stellen an den Tag legt, eventuell ein wenig zu bemüht wirkt – so bezeichnet sie zum Beispiel einige Sicherheitsoffiziere als „Idioten“. Ja, da habe auch ich kurz geschluckt, das Buch genommen und mich noch einmal vergewissert, dass ich Star Trek lese. Seven of Nine, die Frau, gegen die Commander Data eine Kodderschnauze ist, bezeichnet Sternenflottenoffiziere als „Idioten“, spielt mit Captain Vargo ‚Detektivromanauftritt für Femme Fatales‘ nach und schlägt ihn wenig später einfach mal k.O. Wir halten fest: das Buch ist klasse, aber, wenn Mister David nicht die eigenen Figuren benutzen kann, besteht die Gefahr, dass die,die er verwenden sollte, einen Teil ihres Charakters einbüßen und stattdessen einen Teil des Charakters von Davids eigenen Figuren annehmen. Puristen mögen darüber mit den Augen rollen und mit der Zunge schnalzen – ich persönlich sehe das Ganze relativ locker.





Der Trekkie gibt einen Daumen nach oben.

Sicherlich ist Geschmack etwas höchstgradig Subjektives. In den USA werden Doctor Who Folgen mit Tom Baker (Doctor Nummer 4) als der exemplarische Doctor angesehen, an dem sich alle anderen Doctoren nach ihm zu messen haben. Das ist auch kein Wunder, handelt es sich bei Mister Baker doch um jenen Schauspieler, der es schaffte, die Rolle sieben Jahre lang zu prägen und zu formen. Eine der Klassiker entstammen dieser Periode, was auch nicht sonderlich überrascht, fällt einem auf, dass kein geringerer als Mr. „Per Anhalter durch die Galaxis“ Douglas Adams himself einige Jahre als Script Editor und Autor für diese Sendung arbeitete. Hierzu empfehle ich mal wieder SFDebris – mit besonderem Hinblick auf Part 2 „Douglas Who“ Ich persönlich kann mit dem vierten Doctor nur bedingt etwas anfangen. Der Humor – oder, das was die Autoren dafür hielten – springt nicht immer über und während die Geschichten als solches einigermaßen logisch und großartig sein können, sollte – zumindest meiner bescheidenen Meinung nach – der Humor, wenn man denn auf ihn setzt, auch in 99 Prozent der Fälle zünden. Rohrkrepierer gibt es natürlich immer. Aber dennoch gibt es Zuschauer, besonders aus den Staaten, deren erster Kontakt mit der Sendung eben über Tom Baker stattfand. Erod- der Blockbuster Buster, auch ein sehr guter Reviewer, erzählte, als er sich in seinem Review „Honest Review – The 11 Doctors“ mit der Thematik beschäftigte, dass der Vierte sein imaginärer Freund war. Auch andere Personen aus den USA äußerten sich entsprechend, denn immerhin gibt es den Satz „Der erste Doctor, den Du siehst, wird auf immer dein Doctor sein.“ Bei mir ist dies nicht so ganz zutreffend – ich begann mit Christopher Eccleston, während mein absoluter Lieblingsdoctor der von Matt Smith verkörperte „Eleventh“ ist. Was sehen wir daran? Geschmäcker sind unterschiedlich. Daher nehmt auch meine – klare – sehr positive Meinung zum vorliegenden Roman „Heldentod“ nicht als allgemeinverbindlich hin. Ich würde euch empfehlen, das Buch zu kaufen – oder auszuleihen – und zu lesen. Und wenn Ihr es anders seht, als der Alpha-Kevin, der die Seite hier betextet, ist das auch vollkommen okay. Denn im Gegensatz zu den Schurken in diesem Buch, gilt für uns nicht, dass wir alle denselben Geschmack haben müssen. Das wäre ja auch langweilig. Und dann wäre vielleicht unser Lieblingssatz ebenfalls: „Wir sind die Borg, Sie werden assimiliert werden. Widerstand ist zwecklos.“











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